Winfried Balke, eine aktuelle Stimme aus Israel, berichtet uns:
Meine Frau und ich leben seit vielen Jahren in Israel. Das ist ein Privileg. Und doch erleben wir natürlich auch das mit, was im jüdischen Staat Not macht. Da ist es gut, zum Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs beten zu können und um die kostbaren göttlichen Verheissungen zu wissen. Uns bewegt es, wenn südwestlich von Jerusalem eine riesige Feuerbrunst – meist durch Brandstiftungen ausgelöst – Besitz und mühsam angepflanzte, wertvolle Waldbestände vernichtet, und wir trauern mit den Angehörigen derer, die z.B. durch feindliche Aktionen der Terrororganisation Hamas umgekommen sind.
Dem Heiligen Israels sind die Gefährdungen der Sicherheit Israels natürlich völlig bekannt, die massive Gefahr aus dem atomar aufrüstenden Iran, das Chaos im zusammenbrechenden Libanon mit 150’000 Raketen der Terrororganisation Hisbollah, der Ausbau syrischer und russischer Stellungen in Syrien direkt am Golan und die Übergriffe aus dem Gazastreifen, ebenso wie das Bestreben der Hamas, die politische Schwäche von PLO-Führer Abbas auszunutzen und selbst die Kontrolle auf Judäa & Samaria auszudehnen. “Mögen beschämt werden und zurückweichen alle, die Zion hassen!“ (Ps 129, 5). Welcher Trost: Wir können unsere Zuversicht immer wieder auf den allmächtigen Gott werfen, der seinem geliebten Volk zuspricht: „Wer dich angreift, den werde ICH angreifen“ (Jes 49, 25).
Dankbar sind wir, dass nach mehreren Jahren innenpolitischer Lähmung eine in kurzer Folge zu befürchtende vierte Wahl verhindert werden konnte. Im Mai kam eine Regierung zustande, wie sie bisher keiner erwartet hätte: Naftali Bennett wurde Ministerpräsident, obwohl er eine Partei von nur sechs Abgeordneten führt. Der Leiter der stärksten Partei, Yair Lapid, räumte ihm diese Möglichkeit unter der Vereinbarung ein, selbst zunächst als Aussenminister zu dienen und nach zwei Jahren die beiden Positionen zu wechseln. Als Preis für das Zustandekommen einer Regierung wurde erstmals der Vertreter einer arabischen Partei, der noch dazu den Moslembrüdern nahesteht, in die Koalition aufgenommen. Manche sehen darin eine begrüssenswerte Öffnung gegenüber den Arabern (die allerdings seit Jahren mit jeweils 10 % in der Knesset vertreten sind).
Diese Koalition umspannt das gesamte Spektrum von säkular bis religiös, von links bis rechts. So ist Bennett zwar klar gegen eine Zwei-Staatenlösung (die ja unbiblisch auf eine Teilung des Landes hinausliefe), aber sein Aussenminister tritt dafür ein. Die Koalition hat jetzt nur die hauchdünne Mehrheit von einer einzigen Stimme, könnte also jederzeit durch eine Vetostimme fallen. Immerhin scheint es zu gelingen, erstmals seit drei Jahren ein Budget aufzustellen, das ja die politischen Prioritäten klar definieren soll. Wenn es nicht bis zum 3. November endgültig verabschiedet wird, muss die Regierung aufgelöst werden. Wie auch immer wir zu einer Regierung stehen – wir sollen für sie beten (1. Tim 2, 1 f.)
Wie kam es zu der neuen Regierung? Benjamin Netanyahu wurde zwar im Land als der fähigste Politiker mit strategischem und besonderem rhetorischem Talent eingeschätzt und weist auch viele aussenpolitische Verdienste auf (z.B. Aufbau von Verbindungen zu asiatischen, afrikanischen und südamerikanischen Staaten), aber seine Schwäche liegt in mangelnder Teamfähigkeit. So verprellte er immer wieder selbst seine treuesten Gefolgsleute, u.a. auch Bennett, den jetzigen Finanzminister Lieberman, den Justizminister Saar und die Innenministerin Shaked. Ihm wird vorgeworfen, dass er zu Lasten der innenpolitischen Situation zu sehr an seiner Macht hing.
Mit dem Wechsel der israelischen Regierung und dem Amtswechsel in Amerika kamen neue Herausforderungen auf Israel zu: Wie würde Präsident Joe Biden zum jüdischen Staat und zum Wohnungsbau in Judäa & Samaria stehen? Würde es Bennett gelingen, eine genügend vertrauensvolle Beziehung zu den USA als dem stärksten Verbündeten Israels aufzubauen – und doch im Sinn zu haben: „Es ist besser, sich bei dem HERRN zu bergen, als sich auf Menschen zu verlassen“ (Ps 118, 8)? Netanyahu hatte in dem Republikaner Donald Trump einen starken Partner gefunden. Die Demokraten, zu denen sich die meisten amerikanischen Juden halten, fühlten sich brüskiert. Bennett will da nun eine Brücke schlagen und will nichts tun, was die israelische Koalition und was Bidens nach dem Debakel in Afghanistan geschwächte Position gefährden könnte. Deswegen sagte er zu, auf Annexion von Judäa & Samaria zu verzichten, will aber an Ausweitung des dortigen Wohnungsbaus festhalten.
Wir fragen uns, warum – trotz vieler Gebete – die Pandemie in Israel noch nicht gestoppt ist. Können wir darin die Strafe Gottes sehen für Korruption, politische Trixereien und Gehässigkeiten im Wahlkampf und das, was sonst dem HERRN missfällt? Müssen wir alle noch weiter aufgerüttelt werden, unsere Lebensweise zu überprüfen und scheinbare Selbstverständlichkeiten aufzugeben? Mögen viele der Infizierten und der Bangenden geistlich gerettet werden! Weltweit hat Covid sogar den Antisemitismus gefördert! Dem HERRN sei Dank, dass trotz Covid im letzten Jahr 19‘676 Juden erstmals ins Verheissene Land einwandern konnten.
In den letzten Monaten wird viel über die sog. Abraham-Abkommen mit den Vereinten Arabischen Emiraten, Bahrain, Sudan und Marokko gesprochen, vielfach gefeiert als ein Abkommen, durch welche „die Söhne Abrahams, Isaak und Ismael“ zusammenkommen. Geistlich gesehen bewegen mich einige Fragen: Was sagt die Bibel über Verträge mit Andersgläubigen? Natürlich steht die politische Staatsführung in der Verantwortung, wie sie in Ps 34, 15 benannt ist: „Suche Frieden und jage ihm nach!“ Aber im Falle der Golfstaaten ist die Ausgangslage nicht Krieg. Der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs hat sein Volk immer wieder davor gewarnt, Bündnisse mit Völkern zu schliessen, die anderen Göttern dienen. „Gewöhnt euch nicht an den Weg der Nationen!“ (Jer 10, 1) Zwar gibt es ja die Verträge mit den Nachbarstaaten Ägypten und Jordanien – aus Gründen der Sicherheit. Aber hier geht es um rein wirtschaftliche Interessen und um Anerkennung bei anderen Staaten. Es liegt eine grosse Gefahr darin, aus der mit der göttlichen Erwählung verbundenen Sonderstellung ausbrechen zu wollen.
Und welchen Preis hat Israel für die Abkommen gezahlt? Netanyahu hat bewusst die sich abzeichnende Chance ausgeschlagen, zumindest Teile des biblischen Urlandes Judäa & Samaria unter israelische Souveränität zu stellen. Ich muss an die göttliche Weisung aus Jesaja 54, 2 denken: „Mache weit den Raum deines Zeltes, und deine Zeltdecken spanne aus! Spare nicht! Mache deine Seile lang, und deine Pflöcke stecke fest!“
Mein Gebet ist: „Hilf Deinem Volk und segne Dein Erbteil; weide sie und trage sie bis in Ewigkeit!“ (Ps 28, 9)
Übernehmen wir dieses Gebet, sowohl für das Land Israel als auch für unser eigenes. Beten wir für die Obrigkeit, für die Verantwortungsträger, für die Gerichte, für die Medien usw.
Mit einem herzlichem Schalom
grüsst Sie
Rea Israel
Kurt Wenger, Präsident
JETZT SPENDEN