Eine Beurteilung von Winfried Balke
In der Welt hat der Antisemitismus in erschreckendem Masse zugenommen, seit Israel nach dem grausamen Massaker der Hamas vom 7. Oktober 2023 gegen die Terrororganisation im Gazastreifen vorgegangen ist und Militärschläge gegen den Iran durchführte, um der Nukleargefahr zu wehren. Israel wird als Kriegstreiber dargestellt. Aber wenn wir uns gleich einige der wesentlichen Fakten vergegenwärtigen, sollten wir eines ganz klar benennen: Israel führt gewissermassen stellvertretend für die Nationen einen Krieg gegen Terrorismus und für die Wahrung auch westlicher Werte. Das entspricht durchaus dem in der Bibel verankerten Auftrag, „Licht für die Nationen“ zu sein und ein Werkzeug zur Ausmerzung des Bösen. (siehe Sach 9,13; Sach 10,3; Mi 4,13 und Ps 149,6-9).
Der Schlag gegen den Iran und seine Vorgeschichte:
Der oberste geistliche Führer des Irans, Khameini, hat seit 1979, nach Vertreibung des Schahs, immer wieder gedroht, Israel völlig zu vernichten. Die Absicht des Aufbaus von Atomanlagen war spätestens seit dem Jahre 2002 offenkundig. Der Iran beteuerte zwar immer wieder, dies nur zu zivilen Zwecken zu tun, aber dazu wäre eine Anreicherung von Uran von 60 % und mehr nicht erforderlich. Nicht nur Israel, sondern sogar die angrenzenden arabischen Staaten sahen eine Bedrohung in dieser Entwicklung. Nach zwölf Jahre währenden internationalen Verhandlungen kam es 2015 zu einem Abkommen: Herunterfahren der iranischen Nuklearaktivitäten bei umfassender Kontrolle durch die internationale Atombehörde und im Gegenzug schrittweise Aufhebung der seit 2011 erfolgten Wirtschaftssanktionen. Weil sich Teheran einer ausreichenden Inspektion durch die Atombehörde entzog und die Gefahr einer Atombewaffnung weiter schwelte, kündigte US-Präsident Donald Trump 2018 das Abkommen und setzte US-Sanktionen wieder in Kraft. 2019 setzte der Iran offiziell seine Verpflichtungen gegenüber dem Abkommen von 2015 aus. Kompromissvorschläge zur Wiederbelebung des Abkommens durch die Regierung von Präsident Biden wurden 2021 von Teheran abgelehnt.
Der Iran hat in den letzten Jahren ein Netzwerk von Handlangern aufgebaut und die Hisbollah im Libanon, die Hamas im Gaza, den Palästinensischen Jihad sowie die Huties im Jemen zum Kampf gegen Israel instrumentalisiert. Israel musste reagieren, zumal man davon ausging, dass der Bau einer Atombombe kurz bevorstand.
Am 13.6.25 gewann die IDF (Israelische Verteidigungsstreitkräfte) in nur 48 Stunden die totale Lufthoheit über den Iran und schaltete eine grosse Zahl von Atomwissenschaftlern und militärischen Führern aus. Der Zusammenbruch des Assad-Regimes hatte den Weg nach dem Iran freigemacht. Bei Gegenschlägen wurden in Israel durch 500 Raketen 28 Menschen getötet. Aber rund 90 % der Raketen wurden abgefangen, und nur eine von über 500 Drohnen konnte Schaden anrichten. Der Heilige Israels hat gewaltige Wunder geschenkt!
Die USA kamen am 22.6.25 mit „Tarnkappenbombern“ zu Hilfe, die mit 14 Tonnen schweren bunkerbrechenden Bomben die wichtigsten Atomanlagen massiv zerstörten. Die Absichten des Irans, eine regionale Hegemonie (Vorherrschaft) zu errichten, sind durch die Niederlage zunichte gemacht. Und Irans direkter Weg von Waffen und Kämpfern nach Syrien und Libanon ist unterbrochen. Aber es bleibt die Frage: Inwieweit sind die Atomanlagen wirklich auf Dauer zerstört? Und was geschah mit den Hunderten Kilogramm angereichertem Uranium?
Der Erfolg der Aktionen ist schwer zu messen. Was ist der Massstab? Die physische Infrastruktur? Die Zahl der Zentrifugen? Die Menge des angereicherten Uraniums? Die Zahl der ausgeschalteten Wissenschaftler?
Der Gazakrieg gegen die Hamas
Am 7. Oktober 2023 hatte die Hamas nicht nur ca. 1360 Israelis auf bestialische Weise getötet, über 5000 Personen verletzt, sondern auch 250 Geiseln in das ausgeklügelte Tunnelsystem im Gazastreifen verschleppt. Da es zur unverrückbaren ethischen Verpflichtung Israels gehört, nach besten Kräften jeden einzelnen Juden – ob tot der lebendig – aus Feindeshand zu befreien, musste die Armee in den Krieg ziehen. (Biblische Beispiele für Geiselbefreiung finden sich übrigens in 1. Mo 14,14 f. und in 1. Sam. 30,18 ff.) Netanyahu legte zwei klare Kriegsziele fest: Völlige Vernichtung der Terrororganisation und Heimholung der z.Zt. noch 50 Geiseln. Die Hamas solle entwaffnet werden und nach Kriegsende keine Rolle mehr in Gaza spielen. Der Krieg währt nun schon fast zwei Jahre und hat ca. 900 eigenen Soldaten das Leben gekostet. Wiederholte Versuche unter Beteiligung von USA, Katar und Ägypten, eine Vereinbarung zur Beendigung des Kriegs herbeizuführen, scheiterten. Denn die Hamas will Zeit zur Wiederraufrüstung gewinnen, setzt auf den wachsenden internationalen Druck auf Israel und erhält Rückenwind durch die europäischen Staaten, die einen „Palästinenserstaat“ anerkennen.
Israel hatte daraufhin drei Optionen:
A) Die Konditionen der Hamas zu akzeptieren. (Rückzug der israelischen Armee, totale Einstellung der Kampfhandlungen, Versprechen, auch nach einem Waffenstillstand die Kampfhandlungen nicht wieder aufzunehmen, Öffnung des Grenzübergangs bei Ägypten, alle humanitäre Hilfe exklusiv durch UN-Agenturen, Freilassung einer grossen Zahl von Terroristen aus israelischen Gefängnissen.) Selbst wenn es gelänge, die Mehrheit der Geiseln dadurch zu befreien – die Hamas würde einen grossen Sieg feiern.
B) Zermürbungskrieg und Fortsetzung gezielter Schläge in Gebieten, die Israel bisher kontrolliert, in der Hoffnung auf eine spätere Geisel-Vereinbarung. Hamas würde die Kontrolle über GazaStadt (mit 800‘000 Einwohnern) und die zentralen Lager, wo man die Geiseln vermutet, behalten. Der Krieg würde quasi eine unbestimmte Zeit fortdauern.
C) Schaffung einer „humanitären Stadt“ im südlichen Teil des Gazastreifens, in die sich die zivile Bevölkerung zurückziehen soll, um der Armee zu ermöglichen, das übrige Gaza völlig zu erobern. Die Gefahr ist jedoch, dass Hamas-Terroristen sich auch in der humanitären Stadt einnisten und von dort Guerilla-Kämpfe fortsetzen. Trotzdem hat sich die Mehrheit der Knesset (gegen das Votum des Stabschefs und des Mossad) für diese Lösung entschieden, und man bereitet sich (nach vielleicht anderthalb Monaten Evakuierungsprozess in die humanitäre Stadt) auf volle Besetzung von Gaza vor, die mindestens sechs Monate dauern wird.
Der erste Schritt in Richtung Frieden in Gaza wäre Wahrheit.
Bisher wird anhand von gefälschten Fotos behauptet, in Gaza herrsche allgemeine Hungersnot. Aber es ist beispiellos in der Geschichte, dass ein Land einen Krieg gewinnen will und gleichzeitig den Feind versorgt. Seit Kriegsbeginn gelangten 1,8 Mio Tonnen Hilfsgüter nach Gaza, aber über 80 % davon wurde von der Hamas der eigenen Bevölkerung vorenthalten … Der Schlüssel, der Hamas die Macht zu nehmen, könnte in der Blockade der Möglichkeit liegen, von humanitärer Hilfe zu profitieren.
Israel blockiert keine Hilfe. Es schützt sie vor Hamas-Missbrauch. Hier warteten am 21. Juli 2025 Hilfsgüter an der Kerem-Shalom-Grenzübergangsstelle zum Gazastreifen auf ihre Abholung. Foto COGAT.
Zwischen 90 und 96 % der Hilfstransporte in den Gazastreifen wurden in den vier Wochen vom 19. Juli bis 15. August 2025 abgefangen und entwendet, wenn auch nicht alle von der Hamas.
Eins bleibt gewiss: „Einen Tag der Rache hat der HERR, ein Jahr der Vergeltung für die Rechtssache Zions“ (Jes 34,8).
Zum Autor: Nach Promotion in Wirtschaftswissenschaften führte der Weg von Dr. Winfried Balke in die Marktforschung, Unternehmensberatung und Human Ressources. Durch diesen Hintergrund wurden seine verschiedensten Vorträge und Predigten auch von der IVCG und “Christen im Beruf” sehr geschätzt. Seit 2003 lebt er mit seiner Frau in Israel. Als Autor schrieb Winfried Balke – seinem Schwerpunktanliegen entsprechend – die Bücher, „Bahnt einen Weg meinem Volk“, „Woche um Woche – Impulse aus dem Reichtum der Prophetenbücher“, „Fest verwurzelt“, „Aus beiden eins gemacht“, „Israel – Augapfel Gottes und Zankapfel der Welt“, „Führungszeugnis“, „Die Offenbarung“ sowie «Jesus im Alten Testament entdecken!»