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Rundbrief Nr. 229
September 2024

Meine letzte Gruppenreise nach ARMENIEN! Datum: 22. – 31. Juli 2025

Gutes tun über das Ableben hinaus

Yad L‘Ami – helfende Hand für mein Volk
Ria Doekes, Gründerin, Leiterin und Berichterstatterin

TAG 301

Liebe Familie und Freunde

Dies ist kein Yad L’Ami-Brief, in dem ich über Projekte berichte, sondern ein Aufruf zum Gebet.

Geiseln

Seit gestern vor 300 Tagen siechen in den Kerkern der Hamas Israels Söhne und Töchter, Brüder und Schwestern, Mütter, Väter und Grosseltern im Gazastreifen dahin. Jede Minute, jede Stunde dieser 300 Tage ist ein Vergehen gegen die Menschheit. Und jede Sekunde, die vergeht, wird die Notwendigkeit, sie nach Hause zu holen, dringlicher. Unterdessen setzt Israel alles daran, um die Geiseln zu finden und die vielen Terroristen zu eliminieren. Dass auch Bürger zum Opfer fallen, ist schrecklich, aber glaube mir, Israel tut alles, was in seiner Macht steht, um dies zu verhindern. Im Gegenzug nimmt die Hamas Menschen als Schutzschilde. Es erscheint sehr tragisch, wenn Schulen getroffen werden, aber wisse, dass diese nicht mit Bürgern besetzt sind, sondern mit Terroristen.

Der Norden Israels

Die Häuser an der Grenze zum Libanon sind leer und verlassen. Ganze Dörfer wurden verwüstet, und viele Betriebe zunichte gemacht, sie können nicht mehr bestehen. Die Ernte geht verloren und die Menschen sind es einfach satt, nach acht Monaten in Hotelzimmern zu verweilen und entwurzelt zu sein. Rund 60’000 Menschen sind tiefer ins Land geflüchtet. Die Hisbollah hat in den vergangenen Monaten Raketen- und Drohnenangriffe mitten in einer enormen Hitzewelle verübt. Diese führten zu Grossbränden. Zum Opfer gefallen sind ihnen auch wunderbare Naturschutzgebiete.

Sicherlich werden die meisten von euch die Entwicklungen im Nahen Osten genauestens verfolgen. Spannungsgeladen warten wir schon neun Monate darauf, dass die Hölle mit der Hisbollah im Norden losbricht, die täglich viele Raketen und Drohnen auf Israel abfeuert. Jedes Mal, wenn die Hisbollah schiesst, schiesst Israel zurück. Nicht umgekehrt! Als vorige Woche zwölf Kinder von Drusen auf dem Fussballfeld im Norden Israels ermordet wurden, war das Mass voll. Bis zu dem gestrigen Tag dachte die Hisbollah noch immer, Israel die Schuld zuschieben zu können.

Eliminierte islamistische Leiter

Nun hat Israel den Senior-Oberbefehlshaber der Hisbollah, Fuad Shukur, in Beirut mit Erfolg eliminiert. Er war ein führender radikaler islamistischer Leiter, der u.a. den Mord an zwölf Kindern in Majdal Shams auf seinem Gewissen hat. Er ist einer von vielen, der Beziehungen mit dem Iran unterhielt und dem jetzt geholfen wurde, die Welt zu verlassen. Ein paar Stunden später wurde Ismail Haniyeh, Hamas-Führer und einer der grössten Terroristen überhaupt (kein gemässigter Muslim, wie die Niederländischen Zeitungen berichteten), während eines offiziellen Besuches in Teheran eliminiert. Er hat die brutalen Morde vom 7.10.2023 zu verantworten und sehr viel Blut an seinen Händen. Es ist noch ein Geheimnis, wie dies genau geschehen konnte, aber ich gehe davon aus, dass Israels Handschrift darunter steht. Für den Iran ist es eine Niederlage, dass dies auf ihrem eigenen Grund und Boden geschehen konnte und erst noch in dem Gebäude, in dem die meisten geheimen Sitzungen stattfinden. Diese Leiter von radikalen Terrornetzwerken, an deren Händen sehr viel unschuldiges Blut klebt, sind nicht mehr da.

Vergeltungsschlag?

Momentan erwartet Israel in den vor uns liegenden 48 bis 72 Stunden einen Vergeltungsschlag seitens Iran. Iran droht mit direkten Angriffen auf Israel mittels seiner Stellvertreter-Milizen im Libanon, Syrien, Irak, Jemen und den palästinensischen Gebieten Gaza, Judäa und Samaria. Israel muss sich an sieben Fronten verteidigen, was unmöglich erscheint. Es kann also ein sehr spannendes und herausforderndes Wochenende für die israelische Nation werden. Vielleicht müssen wir durch sehr schwere Zeiten, aber wir halten uns an das, was Gott uns versprochen hat:

Gottes Zusage und Trost

«Aber du, Israel, mein Diener, Jakob, den ich erwählt habe, du, Nachkomme Abrahams, der mich liebhat, dich, den ich von den Enden der Erde hergerufen habe (gestern, als alle Linienflüge nach Israel abgesagt wurden, sind 155 neue Immigranten aus Frankreich im Heimatland angekommen!) und zu dem sage ich: ‚Fürchte dich nicht, denn ICH bin bei dir. Hab keine Angst, ICH bin dein Gott, ICH helfe dir. ICH habe dich nicht verstossen. Sei nicht ängstlich, du kleines Volk Israel. Alle, die voller Wut gegen dich toben, werden am Ende in Schimpf und Schande dastehen. Die dich bekämpfen, werden zugrunde gehen.» (nach Jesaja 41)

Unsicherer Alltag

Ja, wir sind sehr müde von diesem langwierigen Krieg. Immer müssen wir auf der Hut sein und in den Startlöchern stehen. Gestern war ich einkaufen und sah, dass der Tank noch halb voll war. Normalerweise fahre ich weiter, doch jetzt hielt ich an. Lieber volltanken, man weiss ja nie! Ist noch genug Wasser da? Reicht das Essen für eine Woche? Der Schutzbunker ist bereit für mich, meine Katze und für jeden, der einen Platz braucht. Es ist ungewöhnlich ruhig – fast kein Alarm im Norden und im Süden. Aber einige rufen an. Der eine arbeitet bei einem Versorgungsbetrieb in Sachen Strom und ist in höchster Bereitschaft wegen der giftigen Stoffe, die freikommen, wenn der Betrieb getroffen werden sollte. Einer, der den Überblick über alle Kibbuzim hat, liegt wegen all dem Stress mit heftigen Kopfschmerzen im Bett. So viele Soldaten, die ausgelaugt sind und dennoch kämpfen bei 30 bis 40 Grad. Einige sind schon zehn Monate in der Armee und sehen ihre Frauen und Kinder kaum. Währenddessen machen wir weiter und organisieren therapeutische Kurse, Workshops und Konzerte für die Betagten, um die Leute, die zu Hause sitzen, aus ihrem Trott zu holen und etwas aufzumuntern.

Information – Gebet – Vertrauen auf Gott

Wegen all dieser Geschehnisse rufen wir euch auf, um noch mehr zu achten auf das, was die Medien bringen und bitten euch inständig, für diese bevorstehende Zeit zu beten. Vielleicht bringt es eine Kehrtwende in dem nun schon zehn Monate andauernden Krieg.

Wir setzen unser Vertrauen auf Gott allein, um Israel zu erlösen. Was ER verspricht, wird ER auch tun. Wir gehen jetzt durch schwere Zeiten, aber SEINE Verheissungen sind JA und AMEN. Bete, dass Israel imstande ist, jede Bewegung seitens des Irans und seiner Stellvertreter, die dem jüdischen Staat grossen Schaden zufügen und ihn vernichten wollen, Einhalt zu gebieten, dass Gott alle bösen Pläne des Feindes vereitelt, und dass Israel Gottes grosse Taten wahrnimmt und sieht.

HERR, steh uns bei im Kampf gegen unsere Feinde.
Die Hilfe von Menschen ist vergeblich.
Mit Gott allein werden wir triumphieren;
ER wird unsere Feinde zertreten.
Psalm 60, 14

Yad L‘Ami – helfende Hand für mein Volk
Ria Doekes, Gründerin, Leiterin und Berichterstatterin

Holocaust-Überlebende

Der Terroranschlag des 7. Oktobers 2023 und der anschliessende Krieg hat die Überlebenden des Holocausts sehr getroffen und tut es noch immer. Alte Wunden wurden wieder aufgerissen und erinnert sie an den Zweiten Weltkrieg oder an bisherige israelische Kriege. Das Evakuieren und um ihr Leben fliehen, Schutz vor den Bomben suchen, der Mord an Geliebten, Gefangenschaft etc., auch die Angst und Sorge um Enkel, die jetzt als Soldaten ihren Dienst im Gazastreifen tun, erzeugt viel Spannung.

Ein Ort für die Jugend in Yad Mordechai

Ich sitze im Kibbuz Yad Mordechai mit Idan zusammen, den ich schon seit Jahren kenne, als er noch unter Amit, dem vorigen Leiter von Mosad Sigma, arbeitete (Mosad Sigma ist ein Institut für Nachhilfe-Unterricht für 13 bis 18-Jährige). Idan, 25 Jahre alt, hat jetzt die Aufgabe des Leiters übernommen und empfängt mich mit offenen Armen. Der Ort ist staubig, und draussen stecken Einschusslöcher in der Mauer. Ein Fenster ist durch eine Rakete total zertrümmert, und zwischen all dem Rummel und dem Staub sitzt er hier und schwitzt, um alle Zahlen übersichtlich zu ordnen und Anfragen um Unterstützung zu schreiben.

Er hat eine grosse Leidenschaft für die Jugend, geht jetzt jedoch durch eine schwere Zeit, um alles auf eine Reihe zu bekommen. Ich sitze ihm gegenüber und frage, wer das alles bezahlt. «Wenn alles gut läuft, die Regierung. Fragt sich nur, wann. Aber, was auch geschieht, ich werde am 1. September starten. Wenn die Menschen in ihre Dörfer bzw. Kibbuzim zurück müssen, muss es einen Ort für die Jugendlichen geben, wo sie zusammenkommen können. Die Jugend hat es momentan sehr schwer, denn sie alle haben die tragischen Erlebnisse am eigenen Leibe erlebt. Ich habe keine Wahl. Ich muss starten, auch wenn es nur halb fertig ist. Sie brauchen einen Ort, um all dies gemeinsam zu verarbeiten.»

Ich schaue ihn an und sage: «Du schulterst gerade eine grosse und grossartige Aufgabe; aber ich weiss, dass du es schaffen wirst. Du bist nicht allein, wir stehen hinter dir. Wo brauchst du unsere Hilfe am Nötigsten?» Idan antwortet: «Ich möchte, dass die Jugendlichen selbst ihre Gedenkfeier zu den Geschehnissen des 7. Oktobers organisieren. Ich möchte das im grossen Stil aufziehen. Denkst du, dass ihr uns dabei helfen könnt?» Diese Frage berührt mich zutiefst. Nicht: Wir benötigen dies und das, nein: Wir wollen des 7. Oktobers gedenken, und dazu wollen wir viele Menschen einladen. Für die Jugendlichen ist es so wichtig, diese Geschehnisse zu verarbeiten, und was hilft besser, als dieses Gedenken selber zu organisieren!

Erinnerung an ein Projekt, mit dem wir schon seit Jahren verbunden sind

Es war verboten zu rauchen, Alkohol zu trinken und Drogen zu nehmen. 230 Jugendliche trafen sich dreimal pro Woche. Ab dem Alter von 13 Jahren waren sie willkommen, und nach zwei Jahren, also mit 15, wurde von ihnen erwartet, dass sie die neuen 13-Jährigen begleiten konnten. Das ging dann so weiter, bis sie zur Armee mussten.

Alle diese Jugendlichen aus den verschiedenen Dörfern am Rande des Gazastreifens mussten nach dem 7. Oktober fliehen, wurden über das ganze Land verteilt und leben seither in kleinen Hotelzimmern. Im Dezember schafften wir es, sie für einen Tag zusammenzuscharen, damit sie sich wieder sehen und ihre Erlebnisse austauschen konnten. Mit Bussen kamen sie aus dem ganzen Land angereist zu ihrem Treffpunkt in Yad Mordechai.

Nun trafen sie sich in gesicherten Räumen, die früher im Kibbuz Schlafgelegenheiten für die Kinder waren. Ich erinnere mich noch sehr gut an das erste Mal, als ich diese Räumlichkeiten sah. Die Zimmer waren total heruntergekommen und brauchten dringend eine Renovierung. Wir versprachen zu helfen unter der Bedingung, dass die Jugendlichen ihren Teil dazu beitrügen. Sie mussten alles anstreichen und das Mobiliar unter Anleitung selber herstellen. Dies wurde mit so viel Enthusiasmus aufgenommen, dass ich bereits am ersten Abend Fotos von einer aktiven Gruppe bekam, die am Scheuern und Anstreichen war. Nun hatte in den letzten sieben Monaten die Armee Besitz von diesen Räumlichkeiten genommen. In vielen Dörfern und Kibbuzim durfte die Armee leerstehende Schulen und Aufenthaltsorte nutzen. Dadurch braucht jetzt unser Ort erneut eine Renovierung, und auch die Aussenanlagen sind total verwahrlost. Wir werden ordentlich anpacken, um wieder neues Leben und Farbe herein zu bringen. Arjen aus dem israelischen Vorstand und Jacco, Vorsitzender des niederländischen Vorstandes, und auch mein Neffe Willem werden dabei sein. Dann noch ein Freund von hier und weitere Eltern und Jugendliche, die sich bereit erklärt haben, mitzuhelfen.

Das Musikzimmer und eine Kinder-Ecke in Yad Mordechai

Eltern und Kinder nahmen das Musikzimmer wieder in Gebrauch. Musik geht so tief und ist heilend für Jung und Alt. Der älteste Teilnehmer ist 74 Jahre alt und nimmt Gitarrenunterricht. Das ist etwas, das er schon immer gerne gewollt hatte. Dieses Musikzimmer steht allen Menschen offen, die in unmittelbarer Nähe des Gazastreifens wohnen und Hilfe benötigen. Wir haben unterschiedliche Musikinstrumente gespendet und helfen gerne weiter, bis alles in Betrieb genommen ist und auch die richtigen Lehrer gefunden wurden.

Auch viele Kinder aus Yad Mordechai sind zurück, haben jedoch Angst, um draussen zu spielen. Deshalb wurden wir gebeten mitzuhelfen, Raum für Kinder und ihre Eltern zu schaffen, wo sie etwas Kreatives herstellen können. Es entsteht eine Lego-Ecke. Eine grosse Portion Lego, die wir letztes Jahr geschenkt bekommen hatten, warteten bisher auf ihre Bestimmung, und was noch fehlt, werden wir ergänzen. Weiter wird es eine Kunst-Ecke zum Zeichnen und Malen geben usw.

Schulabschluss

Die Jugendlichen aus diesem Gebiet, die jetzt die Schule verlassen, haben ein stressiges Jahr hinter sich. Wir werden sie unterstützen, so dass sie eine schöne Abschiedsfeier von ihrer Schulzeit bekommen. Zugleich wollen sie an diesem Abend ihrer drei lieben Freunde gedenken, die beim Massaker auf grauenvolle Weise am See bei Zikim ermordet wurden.

Inzwischen hatten wir einen Abschiedsabend von unseren Mädchen in Sa'ad. Sie verlassen nun das Internat und werden in die Armee gehen oder andere nationale Dienste übernehmen. Wow, aus ängstlichen Vögelchen sind wunderbare, kräftige Frauen geworden!

Gaben für Yad L’Ami – Helfende Hand für mein Volk leiten wir zu 100 % weiter.



Meir Panim hilft auch in Kriegswirren
Mimi Rozmaryn, unsere Kontaktperson zu Meir Panim.
Meir Panim ist eine gemeinnützige israelische Organisation und hilft verarmten Menschen, unabhängig ihrer Herkunft oder Religion. Zurzeit werden fünf Gratis-Restaurants in Israel unterhalten. Auch Nahrungsmittelpakete, Kleider, Schuhe, Decken, Heizöfen usw. werden an Bedürftige abgegeben. Wer immer vorbeikommt – er wird mit Liebe und Respekt behandelt. Zusätzlich gibt es Sozialprogramme sowie Jugend- und Kinderhilfe. Viele Freiwillige helfen ehrenamtlich mit, doch Meir Panim ist hauptsächlich auf grosszügige Spenden angewiesen. Hier berichtet Mimi Rozmaryn:

Ein vielbesuchter Markt

Trotz der Gefahr bringen Yehudit, die Leiterin der Zweigstelle Tiberias, und ihr Team tonnenweise Produkte für die Suppenküche des Restaurants und unterstützen Hunderte von Familien mit unserem Free Shuk (Markt). Das am See Genezareth gelegene Tiberias wurde durch die eskalierenden Spannungen mit der Hisbollah im Libanon stark in Mitleidenschaft gezogen. Viele der 60’000 evakuierten israelischen Familien haben sich in Tiberias niedergelassen. Yehudit und ihre Mitarbeiter arbeiten ununterbrochen daran, dass niemand von ihnen Hunger leiden muss.

Ein standhaftes Team

Kürzlich wurden an einem einzigen Tag über 200 Raketen abgeschossen, doch wir weigerten uns, unsere Türen für die Bedürftigen zu schliessen. Die Sirenen heulen, die Raketen fallen, aber unser Team steht jeden Tag tapfer bereit und sorgt dafür, dass die Bevölkerung die Unterstützung erhält, die sie so dringend braucht.

Eine wöchentliche Freude

In Dimona besteht unser wöchentlicher Höhepunkt darin, dass wir zum Schabbat Challahs (traditionelles Sabbat-Brot) frisch von der Bäckerei an unsere Gäste verteilen. Diese Geste bringt unseren Gästen Freude und Nahrung und verwandelt unsere Suppenküche im Restaurantstil in einen Ort der Wärme und des Komforts.

Ein zentraler Zufluchtsort

In Jerusalem ist unsere Zweigstelle nach wie vor ein belebtes Zentrum der Aktivität. Bei uns ist jeder willkommen – von den „arbeitenden Armen“, die hier zu Mittag essen, bis hin zu Obdachlosen, die eine Pause von der Hitze und eine nahrhafte Mahlzeit suchen. Hier findet jeder einen sicheren Ort, eine hilfreiche Hand und ein fröhliches Gesicht unserer einsatzbereiten Mitarbeiter und freiwilligen Helfer.

Ein wichtiger Wunsch

Bitte unterstützen Sie die unglaubliche, lebensrettende Arbeit unserer Meir Panim-Zweigstellen, um die Gesichter der Menschen in Israel zu erhellen

Gaben für Meir Panim leiten wir zu 100 % weiter.



Aliyah aus dem «Land des Nordens»
Ein Bericht von Johannes Barthel, Ebenezer-Regionalleiter für Europa, die ehemalige Sowjetunion und Israel
Siehe, ich bringe sie herbei aus dem Land des Nordens und sammle sie von den Enden der Erde; unter ihnen sind Blinde und Lahme, Schwangere und Gebärende; eine grosse Gemeinde kehrt hierher zurück! (Jeremia 31,8)

Die Heimkehr der Juden aus den russischsprachigen Ländern ist bis heute die grösste Gruppe der Einwanderer nach Israel. Zahlenmässig hat sich besonders seit 2022 ein enormer Anstieg ergeben. Aber hinter den reinen Zahlen – in den beiden Jahren 2022 und 2023 machten insgesamt 101‘273 Juden aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion Aliyah nach Israel – verbergen sich viele einzelne Schicksale, die zeigen, wie wichtig es ist, dass unsere Teams aus den verschiedenen Ländern zusammenarbeiten.

Der Familie Zioborov gelang schliesslich die Einreise nach Israel.
Hier die Geschichte von Sergei, Masha und ihren beiden Töchtern, die gerade noch aus den Kriegswirren mit ihrem eigenen Auto nach Georgien fliehen konnten.

Bei ihrer Ankunft organisierte ein Mitarbeiter von Ebenezer eine Unterkunft für sie. Im Juni 2022 rief er dann unsere Mitarbeiterin in Kazachstan an und bat um Hilfe beim Nachweis der jüdischen Herkunft der Familie. Sie bräuchten Dokumente, um zu beweisen, dass Mashas Grossmutter und Urgrossmutter Juden waren.

Natalia und Elena, die beiden tüch-tigen Ebenezer-Mitarbeiterinnen.
Natalia von einer Gemeinde in Oskemen und Gebetspartnerin Elena halfen dabei, die Dokumente aufzufinden. Sie beteten und besuchten das Archiv in Predgornoe (Ostkasachstan), dem Geburtsort der Urgrossmutter. Zurück zu Hause beteten sie weiter für die Archivmitarbeiter.

Alle sechs Monate kehrte Natalia nach Predgornoe zurück in der Hoffnung, dass die Dokumente gefunden werden würden, aber die Antwort war immer negativ. Schliesslich ging Natalia ein letztes Mal zum Archiv. Eine Frau, die Tomaten verkaufte, betrat gerade das Standesamt, und eine Angestellte kam aus ihrem Büro, um Tomaten zu kaufen. Als diese hörte, dass Natalia nach Dokumenten fragte, bat sie sie in ihr Büro, damit sie selbst nach den Dokumenten suchen konnte. Der Raum war vom Boden bis zur Decke mit Ordnern und Archivbüchern gefüllt. Und dann geschah das Wunder: In der zweiten Mappe, die sie öffnete, fand Natalia die Dokumente der Urgrossmutter Hala, die bestätigten, dass sie Jüdin war!

Dennoch waren diese Dokumente unzureichend, da die Dokumente deren Tochter, also der Grossmutter, während des Krieges verloren gegangen waren. Als Mascha den Konsul aufsuchte, telefonierte er mit ihrer Grossmutter, glaubte ihren Worten und gab seine Zustimmung.

Wir beobachten insbesondere seit dem Februar 2022, wie sich Aliyahwege sehr schnell öffnen, aber auch wieder schliessen. Unsere haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter stellt dies oft vor grosse logistische Herausforderungen. Auch machen es die politischen Umstände in Russland und anderen osteuropäischen Ländern nötig, mit viel Weisheit zu agieren. Neben dem anhaltenden Krieg in der Ukraine und den damit verbundenen Problemen wie Stromabschaltungen, das Kriegsrecht, welches Männern zwischen 18 und 60 Jahren die Ausreise verbietet, oder die Zerstörung von Archiven bzw. deren eingeschränkte Erreichbarkeit sind immer wieder Gebetsanliegen.

Im laufenden Jahr 2024 konnten unsere Teams durchschnittlich pro Monat 640 Juden aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion helfen. Rund 450 davon kamen über bzw. aus Moskau. Dies ist nur der Gnade Gottes und dem grossen Einsatz der örtlichen Mitarbeiter zu verdanken. Aus Sicherheitsgründen berichten wir kaum mehr von der Arbeit dort, aber ich kann versichern, dass sie enorm angestiegen ist. Ein grosses Gebetsanliegen ist, dass es weiterhin Direktflüge ab Moskau geben kann. Teilweise waren diese für die Olim nicht mehr verfügbar, und sie konnten nur noch über Drittstaaten ausreisen.

Der Deutschlandfunk hat kürzlich ein sehr interessantes Interview mit dem ehemaligen Oberrabiner von Moskau, Pinchas Goldschmidt (ein in der Schweiz geborener Jude) gesendet. Das ist hier online zu finden und zeigt sehr gut auf, wie die Situation der Juden in Russland einzuschätzen ist. Er hat alle Juden in Russland zur Ausreise aufgerufen. (Sie können den QR Code scannen oder via Internet-Link hineinhören) https://www.deutschlandfunk.de/zeitzeugen-im-gespraech-der-rabbiner-pinchas-goldschmidt-dlf-9b02ce7e-100.html

Juden aus Usbekistan bei der Aliyah ...
Sicherheitsexperten gehen davon aus, dass innerhalb nur eines Tages in Russland eine enorme Welle des Antisemitismus entstehen kann. Das wird dann die Zahlen der Aliyah in wenigen Tagen in unvergleichliche Höhe treiben. Leider wird es aber unter solchen Umständen vielen nicht mehr möglich sein, wenigstens etwas von ihrem Vermögen oder Besitz mitzunehmen. Wir haben eine ähnliche Situation in der Ukraine erlebt, und auch, wenn wir dies niemanden wünschen, so müssen wir der Realität ins Auge sehen, dass es auch ein ‚Zu-spät‘ oder ein ‚Gerade-noch‘ gibt. Von daher ist es weise und richtig zu versuchen, unter geordneten Verhältnissen die Aliyah durchzuführen.

... Auch die Katze gehört zur Familie und darf einreisen.
Wir bereiten uns insofern vor, dass wir bald spezifische Trainingseinheiten für zusätzliche freiwillige Helfer durchführen, die auch unter extremen Bedingungen bereit sind, den Juden erste Hilfe auf einer möglichen Flucht zu geben. Ich möchte noch auf zwei Videos in unserem Aliyah News Youtube-Kanal hinweisen. Die Episode 59 über eine junge Familie aus Russland und die Episode 61 über die Juden in Kasachstan.

Ich möchte mich bedanken, dass Verständnis dafür besteht, dass wir aus Russland aus Sicherheitsgründen keine spezifischen Details mehr veröffentlichen. Aber die Gebete für die Mitarbeiter und die Hunderttausenden Juden dort werden nicht umsonst sein!

Gaben für Aliyah – Rückführung von Juden leiten wir vollumfänglich weiter.



Messianische Schule Makor HaTikvah, Jerusalem
Makor HaTikvah heisst «Quelle der Hoffnung» und ist die einzige messianische Schule in Jerusalem. Seit 1990 bietet sie Kindern im Grund- und Mittelschulalter eine hochwertige Bildung. Weil auch biblischer Unterricht erteilt wird und Jesus im Zentrum steht, ist der Umgang miteinander liebe- und respektvoll, und die Kinder sind weniger schlechten Einflüssen ausgesetzt als an öffentlichen Schulen. Makor HaTikvah wird vom Staat Israel zwar anerkannt, jedoch nicht finanziell unterstützt. Daher haben manche Eltern Mühe mit dem Bezahlen des Schulgeldes.

Ein Bericht von Yoel Russu, Schulleiter:

Grüsse aus Jerusalem. Vielen Dank für Ihre Gebete und Unterstützung. Das Wichtigste in diesen schwierigen Zeiten ist, dass unsere Kinder einen sicheren Ort zum Lernen, Beten und Spielen haben. Den ganzen Sommer über haben wir hart gearbeitet, um alles für die Ankunft der Kinder vorzubereiten. In diesem Jahr beginnen wir mit einer Höchstzahl von 142 Mädchen und Buben – ein Anstieg von 100 % in den letzten fünf Jahren. Gelobt sei der Herr!

Es war ein weiteres erfolgreiches Jahr in der Makor HaTikvah-Schule trotz der Kriegszeit und all der Umstände, wie z.B. dass zwei Lehrer zum Armeedienst gehen mussten, um gegen die Hamas zu kämpfen und unsere Geiseln zurückzubringen.

Das Schulleben ist reichhaltig und geschäftig. Es gibt auch zahlreiche ausserschulische Aktivitäten für Kinder sowie Sport- und andere Wettbewerbe. Einer unserer Schüler hat einen nationalen Literaturwettbewerb gewonnen. Am Ende des Jahres gibt es Exkursionen für die Schüler, um ihnen einige historische Orte zu zeigen, die die Bibel lebendig werden lassen und sie für ihre zukünftigen Studien motivieren.

Für die Bibliothek und das Hebräischstudium wurde ein neuer Raum entworfen und gebaut, und es wurden neue Bücher für die Bibliothek angeschafft.

All das wäre ohne Sie, liebe Brüder und Schwestern, nicht oder nur begrenzt möglich gewesen. Wir beten für Sie und hoffen, dass wir unseren Weg gemeinsam fortsetzen können.

Gaben für Makor HaTikvah,messianische Schule in Jerusalem, leiten wir zu 100 % weiter.



«Es steht im Koran»
«Es steht im Koran», sagen Muslime, um islamische Ansprüche auf Israel und Jerusalem zu rechtfertigen. Sie sollten den Koran genauer lesen.

«Juden sind Besatzer im Heiligen Land!» Diesen Satz hört man in muslimischen Ländern und Gemeinden oft. Sie widersprechen damit ihrem eigenen Propheten.

Abdel-Hakim Ourghi

Im Jahr 2023 feierte Israel sein fünfundsiebzigjähriges Bestehen – und damit auch die Garantie einer sicheren Zuflucht für Jüdinnen und Juden weltweit. Eine grosse Mehrheit der Muslime erkennt jedoch das Land Israel nicht an und beharrt darauf, dass das Land den Palästinensern gehöre. In den Debatten der islamischen Welt und in den Gemeinden der Muslime im Westen ist nicht die Rede vom Staat Israel, sondern nur von Aggressoren, dem «zionistischen Gebilde» oder der «zionistischen Besatzung».

Aber wie begründen die Muslime das Recht der Palästinenser auf das Land? Wissen die Muslime, wie sich der Koran über Israel äussert? Legitimiert dieser die religiösen Ansprüche auf dieses «Land»? Immer wieder stellte ich meinen muslimischen Gesprächspartnern die Frage, wo im Koran stehe, dass «Palästina» nicht den Juden gehört. Die Antwort lautet: «Es steht im Koran» – und das gilt als unschlagbares Argument.

Auf Jerusalem wird keinen Anspruch erhoben

Um welchen koranischen Vers es sich handelt, konnte mir niemand sagen. Viele Muslime scheinen den Koran nicht oder nicht gut genug zu kennen. Ich bin mir bewusst, dass es in der Debatte im muslimisch-palästinensischen Milieu weitere Elemente zu berücksichtigen gibt. Zum einen sind nicht alle Palästinenser Muslime, zum anderen wächst die Komplexität des Konfliktes mit dem Blick auf die vielen anderen Faktoren, die jenseits der Religion eine Rolle spielen. Jedoch möchte ich mich hier auf diese Rolle der Religion fokussieren.

Nach Mekka und Medina wird Jerusalem (alquds) als die dritte heilige Stadt der Muslime betrachtet. Aus der muslimischen Tradition wissen wir, dass die Gemeinde des Propheten nach der Auswanderung von Mekka nach Medina im Jahr 622 achtzehn Monate lang ihr Ritualgebet Richtung Jerusalem verrichtete. Wegen religiös-politischer Auseinandersetzungen zwischen dem Propheten Mohammed und den in Medina lebenden Juden wurde diese Praxis abgeschafft beziehungsweise geändert, und die Muslime begannen, Richtung Mekka zu beten.

Eine ausserordentliche Wertschätzung wird Jerusalem als Schauplatz der nächtlichen Himmelsreise des Propheten zuteil. Der erste Vers der Sure 17 spricht davon, Gott habe Mohammed nachts von der heiligen Kultstätte in Mekka nach der fernen Kultstätte in Jerusalem reisen lassen. Daraus leiten die Muslime ihr Recht auf das Land Israel ab. Im Koran kommt jedoch weder der Name Jerusalem explizit vor, noch wird erwähnt, Jerusalem sei die Stadt der Muslime. Auch der Name «Palästina», der für die Region spätestens ab römischer Zeit etabliert war, kommt im Koran nicht vor.

Aufruf an die Kinder Israels: «Bewohnt das Land!»

Aus dem Koran geht aber sehr wohl hervor, dass der Prophet zu Beginn seiner Karriere als politisches Oberhaupt in Medina die Religion der Juden neben den Christen als gleichwertige Religion anerkannte. Er führte sogar einen friedlichen Dialog mit ihnen. Er war darum bemüht, die Gemeinsamkeiten zwischen dem Judentum und dem Islam zu betonen. Letzten Endes diente das seinem Aufruf, wonach sich die Juden zur neu verkündeten Religion bekehren sollten. Das aber wollten die Juden nicht, und deshalb entwirft der danach in Medina offenbarte Teil des Koran (622–632) einen regelrechten Sündenkatalog mit antijüdischer Polemik. Trotz dieser Judenfeindschaft spricht der Koran mehrmals den Juden das Recht auf Eretz, das «Land» (arḍ), zu – worunter der biblische Kontext das spätere «Land Israel» meint.

Insgesamt zehnmal spricht der Koran von der Gabe des «Landes» an die Kinder Israels. In dem ersten Vers der in Mekka offenbarten Sure 17 ist die Rede von dem «Land, das wir gesegnet haben». Die muslimischen Korankommentatoren sind sich darüber einig, dass es sich dabei um das Land des biblischen Israel handelt. Im Zusammenhang mit dem Exodus, dem Auszug der Israeliten aus Ägypten, ist in derselben Sure Folgendes zu lesen: «Und wir sagten zu den Kindern Israels: Bewohnt das Land!». Mit einem Imperativ wird den Israeliten das Land Israel zugewiesen, in das sie ausziehen sollen. Diesen Imperativ gibt es auch in der folgenden Koranstelle: «Nehmt diese Stadt zur Wohnung». Die muslimische Koranexegese erwähnt hierbei Jerusalem (Quds).

Deutlicher spricht der Koran über die Gabe des «Landes» an die Israeliten und die konkrete Verbindung dazu in einer der letzten in Mekka offenbarten Suren. Dort steht Folgendes: «Und wir gaben dem Volk, das unterdrückt worden war, die östlichen und westlichen Gegenden des Landes (d. h. das ganze Land) zum Erbe, das wir gesegnet haben. Und das schöne Wort (der Verheissung) deines Herrn ging an den Kindern Israels in Erfüllung (zum Lohn) dafür, dass sie geduldig waren.»


Der Koran folgt der alttestamentarischen Tradition

Der historische Kontext bei der Entstehung dieser koranischen Stelle sind die heftigen Auseinandersetzungen Mohammeds mit seinen Gegnern in seiner Heimatstadt Mekka, die ihn als Propheten ablehnten. Seine Auswanderung von Mekka nach Medina im Jahre 622 vergleicht der Koran mit der biblischen Verheissung des Landes Israel an die Juden – und somit galt diese Mohammed als Vorbild bei seiner Auswanderung nach Medina. Mohammed und seine Gemeinde waren in Mekka unterdrückt wie die Juden in Ägypten.

Noch in der letzten in Medina offenbarten Sure wird die enge Verbindung zwischen dem Land Israel und den Juden betont. Folgendes ist da zu lesen: «Und (damals) als Mose zu seinen Leuten sagte: Leute! Gedenkt der Gnade, die Gott euch erwiesen hat! (. . .) Leute! Tretet ein in das Heilige Land, das Gott euch bestimmt hat, und kehrt nicht um, so dass ihr den Schaden habt!»

Der Koran folgt uneingeschränkt der alttestamentlichen Tradition und bekräftigt mit Nachdruck die Verheissung des Landes an die Juden. Die Übernahme der biblischen Überlieferung in den Koran verweist auch deutlich darauf, dass nicht die Muslime die Erben des Heiligen Landes und Jerusalems sind. Für Mohammed blieb der Tempel in Jerusalem der Besitz der Kinder Israels. Er war kein Schauplatz seiner politisch-religiösen Interessen, weil es noch weit ausserhalb seines Machtbereiches lag.

Selbstverständlich könnten Muslime einen Anspruch auf das Land Israel geltend machen, wenn das historische Wirken des Propheten damit verbunden gewesen wäre. Das war jedoch nicht der Fall. Die Frage, wem das Land gehört, stellte sich zur Zeit des Propheten nicht, es war Teil des Byzantinischen Reiches und wurde sowohl von Juden als auch von christlichen Syrern, Aramäern, Arabern und anderen Gruppen bewohnt. Dass eine Moschee auf dem Fundament des alten jüdischen Tempels errichtet wurde, geschah erst unter der umaiyadischen Dynastie zwischen 687 und 691. Es ist aber nicht zu übersehen, dass die Muslime in den heutigen Diskussionen zum Nahostkonflikt die Rezeption der biblischen Traditionen im Koran, die den Juden Rechte auf Israel zusprechen, ausser acht lassen.

Die Verehrung Jerusalems ist ein neueres Phänomen

Einige der zwei Jahrhunderte nach dem Tod Mohammeds kompilierten Aussagen des Propheten, deren Authentizität jedoch mit Vorsicht zu geniessen ist, verweisen auf die Vorzüge des Gebets in Jerusalem. Mohammed soll gesagt haben, die besten Menschen seien jene, die nach Jerusalem pilgerten. Er soll auch gesagt haben, dass ein Gebet dort so viel Wert wie tausend Gebete an anderen Orten habe. Des Weiteren heisst es in einer anderen postkoranischen Überlieferung: «Wer nach Jerusalem pilgert und dort betet, wird noch im selben Jahr von allen seinen Sünden gereinigt.»

Zwar trugen solche überlieferten Aussagen des Propheten dazu bei, dass sich ab dem 9./10. Jahrhundert immer wieder Muslime in Jerusalem niederliessen. Jedoch enthält auch die Tradition des Propheten, als zweite kanonische Quelle des Islam, keinen Hinweis darauf, dass Jerusalem den Muslimen gehöre. Das religiöse und politische Wirken des Propheten zeigt deutlich, dass er kein Interesse an Jerusalem hatte. Daher kann kein muslimischer Anspruch auf Jerusalem erhoben werden. In seinem Werk «Anleitung für den Besuch Jerusalems» betrachtet selbst der ultrakonservative Gelehrte Ibn Taimiyya (1263–1328) die Verehrung Jerusalems kritisch. Sie gilt ihm als unerlaubte Innovation, die mit dem islamischen Glauben nichts zu tun habe.

Nirgendwo im Koran steht, dass dieses «Land» den Muslimen heilig oder gar verheissen sei. Die religiöse Aufladung des Heiligen Landes und «Palästinas» ist eine muslimische Projektion eigener Phantasien, die im Laufe der Zeit und vor allem nach der Gründung des Staates Israel entstanden ist.

Das koranische Recht der Palästinenser auf das Land Israel entpuppt sich als ein Gerücht. Diese Behauptung wird durch antisemitische Verschwörungstheorien noch verstärkt. Dass in den letzten Jahren einige arabisch-muslimische Regierungen, wie etwa von Marokko, Bahrain, des Sudans und der Vereinigten Arabischen Emirate das Land Israel anerkannten, ist ein grosser Schritt in Richtung Frieden zwischen Juden und Muslimen.

Hoffnung für die grosse Wende kommt aus Pakistan. Der geistliche Vorsitzende der pakistanischen Partei Jamiat Ulemae Islam, Maulana Mohammed Khan Sherani, veröffentlichte im Dezember 2020 eine Erklärung, in der zu lesen ist: Der Koran betone, dass Israel den Juden gehöre. Sherani war zwischen 1988 und 2018 Mitglied der Nationalversammlung Pakistans. Vor laufender Kamera sagte er: «Das Land Israel gehört den Juden und nicht den Palästinensern.» Er selber stehe ein für eine Normalisierung der Beziehungen mit dem Staat Israel. Weiter empfahl er den Muslimen, den Koran genau zu lesen.

Ungeachtet all dessen ist festzuhalten, dass ein völkerrechtlicher Anspruch auch dann nicht gegeben wäre, wenn der Koran Jerusalem den Muslimen zuschreiben würde. Und zugleich hat die angestammte Bevölkerung Jerusalems oder des Westjordanlands einen legitimen rechtlichen und politischen Anspruch auf ihren Grundbesitz.


Abdel-Hakim Ourghi ist ein deutsch-algerischer Islamwissenschafter, Philosoph und Religionspädagoge. Sein neues Buch «Die Juden im Koran. Ein Zerrbild mit fatalen Folgen» erschien im Mai 2023 in Claudius-Verlag. Quelle: NZZ, Feuilleton