Gründet unser Glaube auf unserem Glauben an Gott, dem vollen Vertrauen auf ihn, dass alles, was er in unserem Leben zulässt, zu unserem Guten mitwirken wird? Oder gründet unser Glaube darauf, dass wir unseren „Glaubensmuskel“ trainieren, indem wir erwarten, dass für uns als Menschen, die an Gott glauben, alle Dinge immer nur gut und angenehm sein sollten?
Liebe Brüder und Schwestern, wir müssen bereit sein, auch dann, wenn schwierige Dinge in unserem Leben geschehen, an unserem Glauben festzuhalten im Wissen, dass Gott alles unter Kontrolle hat, im Vertrauen, dass er diese Situation zugelassen hat und dass er alles zum Guten wenden wird für die, die ihn lieben. Wir sollten niemals zusammenbrechen und unseren Glauben verlieren und sagen: „Das darf nicht passieren!“
Paulus ermahnte die Gläubigen, als er sie verliess, mit diesen Worten: „Dann kehrten sie zurück nach Lystra und Ikonion und Antiochia, stärkten die Seelen der Jünger und ermahnten sie, im Glauben zu bleiben, und sagten:
Wir müssen durch viele Bedrängnisse in das Reich Gottes eingehen" (Apg. 14,21-22).
Wie kommt es dann, dass einige lehren, im Leben eines Gläubigen müsse alles vollkommen und angenehm sein, und wenn dem nicht so sei, bedeute es, dass er nicht genug Glauben hat oder dass er in Sünde lebt? Wir müssen das ganze Wort Gottes studieren und uns nicht einfach nur die Verse herauspicken, die uns passen und die mit unserem Denken übereinstimmen. Wir lesen da zum Beispiel, was Paulus über sein eigenes Leben sagte, als er mit den falschen Lehrern in Korinth stritt, die versuchten, das Herz der Gläubigen zu stehlen. Ein Punkt, den er anführte, war, dass er mehr ein Apostel ist als sie. Sie waren Juden, und er war es auch.
Aber er argumentiert, dass er Gott in weit mehr Nöten und Prüfungen gedient hat als sie: „Sie sind Diener Christi – ich rede töricht: ich bin's weit mehr! Ich habe mehr gearbeitet, ich bin öfter gefangen gewesen, ich habe mehr Schläge erlitten, ich bin oft in Todesnöten gewesen. Von den Juden habe ich fünfmal erhalten vierzig Geisselhiebe weniger einen; ich bin dreimal mit Stöcken geschlagen, einmal gesteinigt worden; dreimal habe ich Schiffbruch erlitten, einen Tag und eine Nacht trieb ich auf dem tiefen Meer. Ich bin oft gereist, ich bin in Gefahr gewesen durch Flüsse, in Gefahr unter Räubern, in Gefahr unter Juden, in Gefahr unter Heiden, in Gefahr in Städten, in Gefahr in Wüsten, in Gefahr auf dem Meer, in Gefahr unter falschen Brüdern; in Mühe und Arbeit, in viel Wachen, in Hunger und Durst, in viel Fasten, in Frost und Blösse“ (2. Kor. 11,23-27).
Wenn Paulus, der sein Leben für den Dienst Gottes hingegeben hat, alle diese Nöte erduldete, wie kann man dann glauben, dass einem Gläubigen solche Dinge nicht passieren könnten? Diese Schwierigkeiten stiessen Paulus zu, als er im Dienst für Gott war, und nicht, als er sich um sich seine eigenen Angelegenheiten kümmerte oder in Sünde lebte. Es besteht kein Zweifel, dass Gott diese Dinge zuliess. Aber wenn wir das ganze Leben des Paulus betrachten, erkennen wir auch, dass Gottes Gnade ihn durch alle diese schwierigen Situationen hindurchführte. Vor allem ist es ein Wunder, dass er alle diese Erfahrungen überlebt und seine Lebensreise fortgesetzt hat. Zum Beispiel wurde er gesteinigt und einfach liegen gelassen im Glauben, er sei tot, doch am Tag danach war er bereits in der nächsten Stadt und predigte wieder das Evangelium in ihrer Synagoge! Dass er das tun konnte, war nur möglich durch die Kraft Gottes!
Als junger Gläubiger habe ich einmal in Tel Aviv ein winziges bisschen von dieser Kraft zu schmecken bekommen. In einer Gruppe gaben wir eines Abends Zeugnis von der „Guten Nachricht“, als ich von drei Schlägern angegriffen wurde. Einer von ihnen gab mir einen schweren Schlag mitten ins Gesicht, und ich war sicher, dass meine Nase gebrochen war. Wundersamerweise war sie nicht gebrochen, obwohl mein Gesicht ein paar Tage wehtat. Das war für mich ein kleines Beispiel für die Gnade Gottes, wie sie auch auf Paulus war. Das ist Gottes übernatürliche Gnade in schwierigen Situationen, und Gott lässt diese Erfahrungen in unserem Leben zu.
Jetzt wollen wir uns an ein paar Beispielen ansehen, wie Gott einige schwierige Ereignisse im Leben des Paulus zum Guten wirkte. Wir lesen, dass er im Gefängnis war, nachdem man ihn hart geschlagen hatte. Als er und Silas Gott lobten, geschah ein mächtiges Erdbeben. Alle Türen öffneten sich, die Fesseln fielen ab, der Gefängniswärter, seine ganze Familie und sicher auch einige der anderen Gefangenen, die Zeugen dieses Ereignisses geworden waren, kamen zum Glauben. Danach war er zwei Jahre in Cäsarea in Haft und später in Rom. Natürlich haben viele Gläubige in Gefangenschaft, Paulus eingeschlossen, um Gebet für ihre Freilassung gebeten. Das ist eine völlig legitime Bitte, und Jesus selbst hat uns gelehrt zu beten und zu bitten. Aber wenn Paulus nicht im Gefängnis gewesen wäre, könnten wir heute nicht seine Briefe lesen. Gott liess diese Zeiten in seinem Leben zu, damit er seine Briefe schreiben konnte.
In jeder Situation sieht Gott also das Gesamtbild und sorgt dafür, dass sich alle Dinge zum Guten auswirken, wie geschrieben steht:
„Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach seinem Ratschluss berufen sind“ (Rö. 8,28). Wir wollen uns die erste Gemeinde in Jerusalem ansehen, die unter Verfolgung litt. In Apg. 8,1-3 lesen wir über diese Verfolgung, dass Saulus versuchte, die Gemeinde zu zerstören. Viele Gläubige wurden ins Gefängnis geworfen, und viele flohen aus der Stadt und wurden in alle Richtungen zerstreut. Was konnte daran gut sein?
Zum einen wurde das Evangelium in vielen Orten verbreitet. Philippus kam nach Samaria. Er predigte das Evangelium, und viele Menschen kamen zum Glauben. Und in der Jerusalemer Gemeinde gab es sicherlich viele Menschen, die nicht wirklich wiedergeboren waren, sondern die einfach mitmachten, weil sie Nahrung und Almosen empfingen. Feuer und schwere Zeiten sind ein Test, wie tief und reif unser Glaube wirklich ist. Als Zehntausende Jesus nachfolgten, predigte er ein schwieriges Wort: „Wenn ihr nicht mein Fleisch esst und mein Blut trinkt, werdet ihr kein ewiges Leben haben.“ Wie konnte Jesus nur so etwas zu Juden sagen? Wir lesen, dass sich danach viele seiner Jünger von ihm abwandten. Nur wenige blieben bei Ihm. Aber das waren die Treuen, die es ernst meinten. Die, die ihn verliessen, waren ihm nur aus ihren eigenen fleischlichen Interessen heraus nachgefolgt.
Wir sollten also unsere eigene Einstellung prüfen. Was kommt in einer Zeit des Drucks aus unserem Herzen? „Mein Sohn, achte nicht gering die Erziehung des Herrn und verzage nicht, wenn du von ihm gestraft wirst. Denn wen der Herr lieb hat, den züchtigt er, und er schlägt jeden Sohn, den er annimmt. Es dient zu eurer Erziehung, wenn ihr dulden müsst. Wie mit seinen Kindern geht Gott mit euch um; denn wo ist ein Sohn, den der Vater nicht züchtigt? (Hebr. 12,5-7). Wenn Gott schwere Dinge in unserem Leben zulässt, geschieht dies, weil er uns liebt. Er will uns lehren, damit wir in bestimmten Bereichen unseres Lebens wachsen, reifer werden oder Dinge verändern. Das Leid, das wir ertragen, dient zu unserem Besten.
„Und ich bin darin guter Zuversicht, dass der in euch angefangen hat das gute Werk, der wird’s auch vollenden bis an den Tag Christi Jesu“ (Philipper 1,6). Die erstaunliche Nachricht ist, dass Gott sich um uns kümmert und in unserem Leben wirkt. Er will uns vollkommen machen. Wir mögen auf dem Weg Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten ertragen müssen, aber das dient zu unserem Besten. Wenn wir nur verstehen und verinnerlichen würden, dass diese herausfordernden Situationen, die uns schlimm erscheinen mögen, in Wirklichkeit einem guten Zweck dienen, dann würde es uns viel leichter fallen, das zu erfüllen, was geschrieben steht:
„Seid allezeit fröhlich, betet ohne Unterlass, seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch“ (1.Thes. 5,16). Wir können uns mitten in Schwierigkeiten im Herrn freuen und dankbar sein, weil dies Gottes Wille für uns ist.
Als die Kinder Israel in der Wüste waren, gerieten sie immer wieder in Situationen, in denen sie kein Brot hatten, kein Wasser, keine Nahrung, die sie gewohnt waren. Leider lernten sie nicht die Lektion, Gott zu vertrauen, dass er gute Pläne für sie hat. Haben wir diese Lektion gelernt? Können wir voller Überzeugung sagen: „Danke, Gott, für alles!“, sodass er sagen kann: „Endlich hast du verstanden, dass der Mensch nicht von Brot allein lebt“, – das heisst, von den äusserlichen Dingen, wie wichtig sie auch zu sein scheinen – sondern von jedem Wort, das aus dem Munde Gottes geht, und das heisst, wir werden Leben haben, und zwar überfliessendes Leben, wenn wir unser volles Vertrauen und unsere ganze Hoffnung auf Gott setzen, siehe 5. Mose 8, 2-3.16.
Josef erlebte viele Prüfungen auf seinem Weg, der Zweite nach dem Pharao in Ägypten zu werden; Mose wurde achtzig Jahre lang auf seine Aufgabe vorbereitet – die zweiten vierzig davon in der Wüste. Es gibt so viele Beispiele dazu in der Bibel, dass der Herr uns zurüstet und verändern will, in sein Bild, dass er über uns hat. «Dabei sollen, denen die den Herrn lieben, alle Dingen zum Besten mitwirken.» (Röm. 8:28)
Fazit: Wenn wir an unseren eigenen menschlichen Glaubenssystem glauben, bringt uns das leicht in eine Position des Stolzes. Wir glauben, wir könnten dann unser Leben und alle Umstände beherrschen, indem wir eine Art „Glaubensmuskel“ betätigen. Anstatt dessen sollten wir an Gottes Souveränität glauben und das Gute wie das Schwere aus seiner Hand nehmen.
So bringen wir unsere Bitten und Anliegen mit Gebet und Flehen vor ihn und vertrauen darauf, dass er in allem zu unserem Besten handelt, auch wenn wir dies nicht alles verstehen. Lasst uns nicht in die Falle tappen, unseren Glauben, der eine gute Sache ist, zu einem Götzen zu machen, der unsere Aufmerksamkeit von Gott weglenkt!
Interessanterweise gibt es in der New-Age-Bewegung Lehren und Ideen, die eine erstaunliche Ähnlichkeit zu der Methode des „Glauben und Empfangens“ aufweisen, die die Grundlage der oben beschriebenen Glaubenslehre bildet. Zum Beispiel das „Positive Denken“, das die Ansicht vertritt, man müsse nur gute und positive Gedanken denken, um ein gutes Leben geniessen zu können.
Doch nur Gott ist die eine und einzig wahre Quelle des Lebens und jeglichen Segens. Nur zu ihm wollen wir aufsehen!
Quelle: Mit freundlicher Genehmigung der Pniel-Gemeinde, Tiberias
► Daniel Yahav ist Pastor der Pniel-Gemeinde in Tiberias.
Im November 2022 hielt er an fünf Orten der Schweiz Vorträge zum Thema «Das Licht zur Erleuchtung für die Nationen und die Herrlichkeit deines Volks Israel».
Hier ist der Link und der QR-Code für die Playliste dieser Vortragsreihe.